Schule macht Landwirtschaft

Vor zehn Jahren unterstützte der Verein „LVM Helfen verbindet Menschen“ den Bau eines Bildungszentrums im haitianischen Jacmel. Seither ist das Zentrum stetig gewachsen. Nun soll ein neues Landwirtschaftsprojekt die Selbstversorgung der Schule sicherstellen und das Image kleinbäuerlicher Landwirtschaft verbessern.

Das Image landwirtschaftlicher Tätigkeit in Haiti ist schlecht. Landarbeit – so die Meinung vieler Einheimischer – sei nur etwas für Analphabeten. Zudem fallen die Erträge aus der landwirtschaftlichen Arbeit oft gering aus. Grund sind in der Regel schlechtes Ressourcenmanagement und mangelnde Kenntnisse über Pflanztechniken oder Schädlingsbekämpfung. Extremwetter und die Folgen des Klimawandels verhindern darüber hinaus ausreichende Erträge. Dennoch arbeitet rund die Hälfte aller Haitianer im landwirtschaftlichen Sektor – ein Großteil von ihnen als Kleinbauern. Den meisten stehen weniger als zwei Hektar Land zur Verfügung, um die Ernährung der Familie zu sichern. Unter den herrschenden Rahmenbedingungen oftmals zu wenig.

Auch die Familien der Kinder, die das Bildungszentrum „Johannes Paul II.“ besuchen, kommen vom Land. Sie wohnen im Umfeld der Städte Cayes Jacmel und Marigot und leben von Fischfang, Kleinviehhaltung sowie einer notdürftigen Landnutzung für den Eigenbedarf.

Vorurteile abbauen

Pater Pierre Roy im Bildungszentrum „Johannes Paul II.“.

Um das Ansehen kleinbäuerlicher Landwirtschaft und die Nahrungsmittelversorgung rund um Jacmel zu verbessern, hat das Bildungszentrum im vergangenen Jahr ein Landwirtschaftsprojekt ins Leben gerufen. Es soll helfen, Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft abzubauen und ihre Anerkennung als wertvolle, existenzsichernde Tätigkeit zu steigern. Dafür wird ein von der Schule bereits bewirtschaftetes, aber bislang nur gepachtetes Landstück außerhalb Jacmels angekauft und ausgebaut. Neben einem Obst- und Gemüsegarten entstehen auf dem Gelände ein Hühner- sowie ein Schweinestall.

Für den Eigenbedarf oder Verkauf

Die Schüler und ihre Familien werden mit in das Projekt einbezogen und zu Multiplikatoren ausgebildet. So kann das Zentrum einen Prozess der lokalen Förderung anstoßen sowie tierische und pflanzliche Produkte erzeugen und diese für den Eigenbedarf nutzen oder verkaufen.

Bundesministerium übernimmt 90 Prozent der Gesamtkosten

Die Baumaßnahmen laufen auf Hochtouren.

Zur Finanzierung des Landwirtschaftsprojekts hatte der Aktionskreis Pater Beda – der bereits beim Bau des Bildungszentrums vor zehn Jahren beteiligt war – einen Antrag an das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gestellt. Der offizielle Titel des Antrags: „Schule macht Landwirtschaft. Ein Modellprojekt zur Selbstversorgung einer Schule, Förderung von Einkommensalternativen und Imageverbesserung kleinbäuerlicher Landwirtschaft.“

Im vergangenen Jahr folgte dann die erfreuliche Nachricht: Das BMZ übernimmt 90 Prozent der Projektkosten. Auch auf der Suche nach einem Partner, der den zehnprozentigen Eigenanteil in Höhe von 19.170 Euro übernimmt, wurde der Aktionskreis schnell fündig: Der Verein „LVM Helfen verbindet Menschen“ (HvM) wird für die gesamten zehn Prozent aufkommen.

Versorgung auf eigene Beine stellen

„Unsere Unterstützung haben wir gerne zugesagt“, erklärt der HvM-Vereinsvorsitzende Marko Feldbaum. „Als private Schule war das Bildungszentrum ‚Johannes Paul II.‘ bisher komplett auf Spendengelder aus Deutschland angewiesen. Das Landwirtschaftsprojekt ist nun ein wichtiger Schritt, die Versorgung des Bildungszentrums auf eigene Beine zu stellen – ganz nach unserer Vereinsphilosophie, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.“ Die Baumaßnahmen sollen bis April 2020 abgeschlossen sein.


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